Chronik des YC Mainz
Die ersten 25 Jahre, 1965 - 1990
Im Feb `59, im vorigen Jahrhundert, gründeten eine Handvoll Männer aus Spaß am Wassersport den damaligen Wasser – Ski – Club Mainz (WSCM)
Den Anstoß hierzu gab Kurt Strempel, Gründungsmitglieder waren u.a. Phillip Schüssler, Josef Wörner, Franz Leo Moritz und Hans Joachim Moritz, Hans Mackauer, Otto Gutzeit, Franz Eichhorn, Lothar Keller und Franz Eberle.
Den Vorsitz übernahm Kurt Strempel der nach einem halben Jahr sein Amt an Karl-Heinz Paulus übergab.
Es gab natürlich, außer dem sportlichen Interesse, auch noch einen anderen Hintergrund für die Gründung. Man wollte den Anglern gegenüber organisierter auftreten, denn die versuchten ein Verbot für alle Wasserskifahrer im Acker zu erwirken. Das schlug fehl und so besteht eigentlich bis zum heutigen Tag nach wie vor der Zwist zwischen Anglern und Bootsfahrern.
Am 22. Juli 1965 gründete sich aus dem WSCM der Yacht Club Mainz unter dem Vorsitz von Karl-Heinz Paulus. Die Gründungsveranstaltung fand im Kaisertor statt.
Einer der Hintergründe war, dass der Name Wasser Ski Club nicht mehr besonders attraktiv war und für Mainz ein Yacht Club besser passen würde.
Es gab allerdings noch einen wichtigeren Grund der an die Existenz des bestehenden Clubs ging. Der Winterhafen sollte zugeschüttet werden. Somit wäre die einzige Möglichkeit für einen Hafen und die damit verbundenen geschützten Liegeplätze genommen worden. Ludwig Schuler, zu dem Zeitpunkt noch nicht
1.Vorsitzender wurde gebeten sich für die Erhaltung des Winterhafens einzusetzen. Dies tat er mit Elan und in 1966 mit Erfolg.
Die Gründung des YCM bedeutete für den Vorstand ein riesiges Arbeitspaket. Unterlagen, Verzeichnisse und Clubmarkensymbole etc. mussten entwickelt und produziert werden. Angefangen von der Führung des Kassenbuchs (Schatzmeisterei) über Mitgliederverzeichnisse, Yachtlisten, Mitglieds- und Standerkarten, Briefpapier, bis hin zum Entwurf des Clubstanders, Clubabzeichen und Autowappen, oder der Satzungen, Anmeldungen bei Behörden etc.
1967 der Vorstand in der Anfangszeit: 1. Vorsitzender Herr Paulus, Vertreter Herr Schuler, Finanzen Herr Walter, sowie die Herren H.J. Moritz und Mackauer.
Ein Clubheim gab es in den ersten Jahren noch nicht, man traf sich zu Sitzungen oder zum geselligen Beisammensein in Einrichtungen andere Clubs, wie z.B., der Rudergesellschaft, in Lokalen, in der Favorite oder auch mal privat..
Auf dem Gelände an der Ecke Nicolausschanze/Am Winterhafen gab es einen Lagerplatz der dem YCM zur Verfügung gestellt wurde und auf dem in Zelten vom roten Kreuz das An- und Abtuckern gefeiert wurde. (Dieser Platz wurde später auch als Winterlager für die Boote genutzt.) Auch das Baggerloch (Lercher Loch) war später Schauplatz für An- und Abtuckern.
Seit 1965 bis in die Neuzeit wurde seitens des Vorstandes des YCM, und Ludwig Schuler, ein reger Schriftverkehr mit der Stadt Mainz geführt um ein eigenes Clubgelände zu bekommen.
Heimathafen der Clubboote war auch schon zu dieser Zeit der Winterhafen.
Der, für die Handelsschifffahrt auf dem Rhein vorgesehene Schutzhafen für den Winter, wurde 1865, unter Mitfinanzierung der damaligen Ludwigsbahn, fertig gestellt. Die Kosten wurden mit 490.000 Gulden veranschlagt.
1877 wurde der Bau einer Drehbrücke an der Hafeneinfahrt beschlossen und mit Kosten in Höhe von 7700 Mark veranschlagt. Die endgültigen Baukosten sind nicht bekannt.
(Die Renovierung und Teilerneuerung dieser Brücke 2010, stand mit einem Vielfachen der damaligen Bausumme zu Buche.)
Seit 1967 hat der YCM sein Domizil im Winterhafen.
1966/67 gelingt es dem Vorstand des YCM nach zähen Verhandlungen der MRG eine Pritsche (Steganlage) abzukaufen. Die MRG allerdings behält und bezahlt die Wasserfläche. Diese Pritsche wurde, damals einmalig am Rhein, als „Gästepritsche“ deklariert, da der YCM sie nicht als Anleger nutzen konnte (wie schon erwähnt die Wassermiete wurde von der MRG bezahlt). Zu diesem Zeitpunkt genehmigte das Tiefbauamt das Anbringen eines Willkommen-Brückenschildes des YCM an der Einfahrt zum Winterhafen.
Die Boote der Clubmitglieder lagen anfangs am Schuler-Steg.
In der Jahreshauptversammlung 1970 stellte der Vorstand die Frage an die Mitglieder, ob er sich um Liegeplätze in der Lache (Winterhafen) bemühen solle. Dies wurde nach eineinhalbstündiger Debatte mit 19 zu 16 Stimmen (bei vier Enthaltungen) befürwortet. Übrigens - bereits schon zu dieser Zeit war das Ausbaggern der Einfahrt ein vordringliches Thema.
Bereits Ende der 60er Jahre erlangte der YCM, durch die Initiative von Ludwig Schuler seine Gemeinnützigkeit (e.V.) sowie 1974 die Mitgliedschaft im DMYV, 1975 trat der YCM mit seinen 109 Mitgliedern dem Deutschen Motoryacht verband bei und 1980 in den Landessportbund Rheinland Pfalz.
Dies waren kluge Entscheidungen des damaligen Vorstands. Brachten sie doch dem Club Seriosität, Bekanntheitsgrad und offizielle Anerkennung in den einschlägigen Kreisen. Der Beitritt zum DMYV wurde in der Mitgliederversammlung mit 95 zu 16 Stimmen befürwortet.
Fortbildung
Ab Mitte der 70er bis in die 80er Jahre hielt man erfolgreich mit Club eigenem Personal, in Absprache mit der Wasserschutzpolizei (Polizeioberrat F.J. Hamm) und dem DMYV, Kurse für Bootsführerscheine für Binnen und See sowie Sprechfunkzeugnisse ab.
Hintergrund war unter anderem die gesetzliche Führerscheinpflicht für Motoren ab 5PS. Im Laufe der Jahre nahmen 500 Personen mit Erfolg an diesen Lehrgängen teil, durchgeführt von Artur Schäfer und Dr. Willem Tiebel!
Der Mitgliederzuwachs war ein wichtiges Thema.
Mitglieder und Vorstandskollegen waren angehalten, die Werbetrommel für den Club zu rühren um neue Mitglieder zu gewinnen. 1970 wurden 3 Personen ( Herren Anstatt, Fassmers, F. L. Moritz), die sich bereit erklärt hatten, damit beauftragt.
Auch die Jugend wurde im YCM betreut und gefördert
Die Kinder von Clubmitgliedern wurden mit einem eigenen Jugendprogramm, z.B. bei An- und Abtuckern, mit viel Begeisterung vom Jugendwart Andreas Eberle sowie Dr. Willem Tiebel betreut.
Unter anderem wird 1983 der „Beibootführerschein“ unter Führung von Andreas Eberle eingeführt. An diesem Wettbewerb nahmen 12 Mädchen und Jungen teil.
Daraus resultierte eine Qualifikation des 12 Jahre alten Frank Herdt bei den Landesjugendmeisterschaften, wo er den 3. Platz belegte. Bei den darauf folgenden Bundesjugendmeisterschaften in Berlin belegte er abermals den 3. Platz
1984 gewinnt Frank Herdt den deutschen Jugendpokal des DMYV.
Im Winter 1979/80 bricht der hölzerne Flaggenmast auf dem Molenkopf.
Der hölzerne Mast wurde 1957 mit Genehmigung der Stadt vom Schifferverein Mainz auf dem Molenkopf errichtet. 1970 startete der YCM zusammen mit der Stadt Mainz einen Versuch, den maroden und renovierungsbedürftigen Mast für die Kosten der Renovierung vom Schifferverein zu übernehmen. Der Versuch scheiterte am Votum der Mitglieder des Schiffervereins. 1974 gab es wegen Geldmangels seitens des Schiffervereins einen Versuch den Mast an den YCM zu verkaufen. Diesmal lehnte der YCM ab.
Der Schifferverein existiert nicht mehr. Dem YCM wird 1980 die Betreuung des Mastes von der Stadt angetragen. Der Vorstand entschied eine Neukonstruktion aus Stahl mit Rah und Gaffel für eine Beflaggung mit vier Flaggen (BRD, Mainz, YCM, DMYV) anfertigen zulassen. Die Kosten beliefen sich auf DM 4.500,-. Die Stadt sicherte den Aufstellplatz auf dem Molenkopf für eine Gebühr von DM 10,-/Jahr per Gestattungsvertrag zu. Eingeweiht und beflaggt wurde der Mast beim Hafenfest am 20./21.9.1980. (Top YCM, Backb. Saling Stadt Mainz, Steuerb. Saling DMYV, Gaffel Bundesflagge) Kurz nach der ersten Beflaggung wurde der erste Flaggensatz gestohlen.
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Vorstandswechsel in den 80ern
Ludwig Schuler übergibt seinen Vorstandsvorsitz aus gesundheitlichen Gründen 1982 kommissarisch an seinen Vertreter Artur Schäfer, der zu diesem Zeitpunkt bereits Landesbeauftragter des DMYV und 1. Vorsitzender des Landesverbandes Motorbootsport Rheinland Pfalz ist.
Im gleichen Jahr verstirbt Commodore Ludwig Schuler.
In der Jahreshauptversammlung 1983 wird Artur Schäfer erwartungsgemäß zum
1. Vorsitzenden gewählt.
Hinzu kommen Fritz Walter 1. stellv. Vors. und Dr. Willem Tiebel, 2. stellv. Vors. und Fahrtenwart. Schatzmeisterin Christina Mundschenk, Schriftführerin Sigrun Solms. Anzahl Mitglieder 265.
1986 wird Frau Eberle zur Schriftführerin gewählt und löst damit Sigrun Solms ab Und Frau Schwantes übernimmt von Andreas Eberle die Jugendbetreuung.
1987 wird Josef Zerbe zum Zeugwart gewählt. Herr Lauermann wird neuer Schriftführer.
1988 wird Dr. Tiebel 1. stellv. Vors., der 2. stellv. Vors. wird nicht besetzt, Franz Mundschenk übernimmt das Amt des Stegwarts und Friedrich Hoffmann wird Fahrtenwart.
Clubfahrten und Sternfahrten
Schon in den Anfangsjahren waren die Bootsfahrer des YCM bei zahlreichen Clubfahrten zu anderen Clubs dabei z.B. Worms, Heidelberg, Schierstein, Cochem. Der YCM holte viele Preise nach Hause u.a. bei Sternfahrten nach Cochem das „grüne Band der Mosel“ oder mehrfach den 1. Platz bei Sternfahrten nach Dausenau.
Zahlreiche Logbücher der Lang- und Mittelstrecken Urlaubsfahrer wurden jährlich vom Fahrtenwart ausgewertet und mit Pokalen beim Nikolausball geehrt. Auch die Wanderpokale Schleuse und Streckenkilometer wurden bereits früh eingeführt.
Stegerweiterungen
Im März 1979 wurde zusätzlich zu Steg 1 und 2 der neue Steg 3 eingefahren und bereitgestellt. Die Stege 4 und 5 stoßen Ende der 80er Jahre dazu.
Das erste Clubhaus
1982 wird zum Preis von 47.000 DM die Steganlage inkl. einem kleinen Clubheim auf dem Wasser von Heinz Schuler erworben. Das Gebäude wurde nach erfolgtem Innenausbau als Geschäftsstelle genutzt u.a. für Mitglieder-Sprechstunden und Treffen. Erst später wurde es auch vereinzelt als Clubheim genutzt.
Ehrungen
1968 wurde im Vorstand erstmals das Thema Ehrungen ausgeschiedener Vorstandsmitglieder in Angriff genommen. Die Herren Eberle und Hener waren die ersten Geehrten.
1981 wurden Die Herren Schuler und Walter mit der Ehrennadel und Medaille in Gold des DMYV geehrt. Frau Walter erhielt die Ehrung in Silber und Herr Dr. Tiebel in Bronze.
1987 wird Herr Hamm (Polizeioberrat) mit einem Geschenk des YCM für sein Engagement im Club geehrt
Nikolausball
Auf dem Nikolausball des YCM 1979 im Hilton Hotel Mainz schwangen 300 Teilnehmer das Tanzbein. Die Veranstaltung etablierte sich beim YCM als Jahresabschlussball und Dank an die Mitglieder (obwohl deren Teilnahme im Laufe der Jahre abnahm und Nichtmitglieder die Mehrheit. der Gäste stellten.)
1985 der Club feiert 20-jähriges Jubiläum
Der Vorstand beschließt ein Stiftungsfest ins Leben zu rufen. Darüber hinaus wird der Nikolausball im gleichen Jahr besonderes gesellschaftlich hervorgehoben und
ausgestattet. Zahlreiche Ehrengäste senden Glückwunschbotschaften, die auch in einer entsprechenden Jubiläumsschrift „Geburtstagsausgabe“ veröffentlicht werden
1990 feiert der YCM sein 25jähriges Bestehen
Geplant ist eine Schifffahrt mit der KD, aus Platzmangel allerdings nur für Clubmitglieder. Ferner eine akademische Feier am 11. November im Mainzer Schloss sowie ein erweitertes Rahmenprogramm zum Nikolaus Ball.
Weiterhin wird eine Jubiläumsfestschrift herausgegeben in der mehrere Grußworte veröffentlicht werden.
Was sonst noch war
1986 Beim Antuckern werden 400 Liter Bier, 90 Liter Wein und 14 Kästen alkoholfreie Getränke konsumiert.
1987 in der Jahreshauptversammlung, stellt Herr Helm den Antrag auf eine Aktion „sauberer Winterhafen“ an dem sich möglichst viele Mitglieder beteiligen sollen, sowie einen Antrag auf die zur Verfügungstellung von Containern und Papierkörben für die im Hafen liegenden Bootsfahrer und als Werbung „Freunde auf dem Wasser“ für die Spaziergänger am Winterhafen.
1989 wird auf der JHV mit 33 zu 15 Stimmen eine Beitragserhöhung beschlossen.
1988 - 1990 leisten Clubmitglieder 1023 Arbeitsstunden unter Stegwart Franz Mundschenk. Gleichzusetzen mit einer rechnerischen Ersparnis für den YCM von ca 21. TDM
1990 hat der Club 284 Mitglieder.
Der Vorstand führt Gespräche mit Vertretern der Stadt zu Themen wie -Verschlammung des Winterhafens, die Drehbrücke, den Taubenfütterungsplatz an selbiger.
Des weiteren wird der starke Rückgang der Teilnahme von Mitgliedern an den Clubabende sowie am Nikolaus Ball beklagt.
Erwähnenswert ist sicher noch die hin und wieder bei Neumitgliedern mit Boot angewendete U-Bootstaufe die gern beim Antuckern zelebriert wurde. Der kniende Täufling bekam eine Segeljacke übergestülpt, wobei ein Ärmel als Periskop nach oben gehalten wurde. Über dieses „Periskop“ wurde mit dem Täufling kommuniziert. Nach einigen Fragen an den Neuling leitete man die Taufe ein. Man goss eine ausreichende Menge „Taufflüssigkeit“ (meistens Bier, selten Wasser) in das Periskop, wobei mit 99%iger Sicherheit ordnungsgemäß das Haupthaar (oder bei Glatze zumindest die dafür vorgesehene Stelle) getroffen wurde.
Soweit Teil 1 der Chronik des YCM, basierend auf Aussagen von Zeitzeugen sowie Akten des YCM, erstellt von Commodore Siggi Jente